Dyslalie: Was hat es mit der Artikulationsstörungen bei Kindern auf sich?

Dyslalie: Was hat es mit der Artikulationsstörungen bei Kindern auf sich?

Friedrich Balzer
von Friedrich Balzer
25.03.2022

Früher oft als Stammeln bezeichnet, verwenden Therapeuten und Mediziner heute den Begriff „Dyslalie“.

Er bezeichnet Störungen im Bereich der Aussprache oder der Artikulation. Circa jedes siebte Kind im Alter von vier bis sechs Jahren ist davon betroffen.

Festgestellt werden diese Schwierigkeiten häufig durch den Vergleich mit Gleichaltrigen oder bei den U-Untersuchungen beim Kinderarzt.

Typen und Schweregrade der Dyslalie

Beim phonetischen Aspekt handelt es sich um Störungen bei der Bildung von Lauten.

Durch motorische Probleme können diese nicht korrekt gebildet werden. Die bekannteste Form dieser Sprechstörung ist das Lispeln, bei dem eine Fehlbildung der S-Laute vorliegt.

Beim phonologischen Aspekt können die Laute zwar korrekt gebildet, aber nicht gemäß den Regeln der Sprachsystematik angewendet werden.

Bei dieser Sprachstörung werden Buchstaben durch andere ersetzt, zum Beispiel „taum“ statt „kaum“.

Die phonetisch-phonologische Störung bezeichnet eine eher seltene Mischform aus beiden Aspekten.

Die Schweregrade richten sich danach, wie viele Laute falsch gebildet werden.

Bei der inkonstanten Dyslalie wird ein Laut mal falsch, mal richtig ausgesprochen. Werden Laute ersetzt, nennt man dies inkonsequent.

Bei Fehlbildung von ein bis zwei Lauten ist die Dyslalie partiell bei mehr als zwei Lauten und schon weniger gut verständlichen Sprache multiple.

Kaum noch verständlich wird es bei der universellen, bei der die meisten Laute betroffen sind und es zur sogenannten Vokalsprache kommt.

Die Ursachen der Dyslalie

Abgesehen von genetisch und familiär bedingten Ursachen, sollte eine Hörstörung ausgeschlossen werden.

Durch häufige Erkältungen, Mittelohrentzündungen und chronische Infekte in den ersten Lebensjahren kommt es zu Schwierigkeiten des Gehirns, das Gehörte korrekt zu verarbeiten.

Ähnlich klingende Laute können nicht voneinander unterschieden werden. Ein Hörtest beim HNO-Arzt kann da zur Aufklärung beitragen.

Offensichtlicher ist es, wenn die Ursache an Schädigungen der Sprechorgane zu finden ist. Zahnanomalien oder organische Fehlbildungen wie die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte erschweren die korrekte Aussprache.

Außerdem können durch eine schwache Motorik der Lippen- und Zungenmuskulatur, myofunktionelle Störung genannt, bestimmte Bewegungen bei der Artikulation nicht ausgeführt werden.

Dies wird häufig durch langes Tragen eines Schnullers oder Daumenlutschen ausgelöst. Die Zunge findet durch den Fremdkörper nicht die richtige Ruheposition und liegt statt am Gaumen und hinter den Schneidezähnen im Mundboden.

Durch undeutliche Sprachversuche, bei denen gleichzeitig versucht wird, den Schnuller im Mund zu behalten, werden falsche Bewegungsabläufe antrainiert.

Ebenso werden durch die nicht korrekte Wahrnehmung der Laute aufgrund einer Hörverminderung die Artikulationswerkzeuge nicht richtig eingesetzt.

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Die Behandlung

Nach Abklärung der Ursachen und eventueller Vorbehandlung beim Zahn- oder Ohrenarzt findet die Therapie in der logopädischen Praxis oder online statt.

Nach einem Anamnesegespräch und verschiedenster Diagnostikmethoden wird für jeden Patienten ein individuell ausgearbeitetes Konzept nach anerkannten Methoden erstellt.

Bei der phonetischen Störung basiert die Therapie auf dem klassischen Ansatz nach Charles Van Riper

Grundlegend für die Beseitigung der Störung muss dem Kind der Fehler bewusst werden, um den Laut dann zu korrigieren und konsequent korrekt anwenden zu können.

Die gängigste Grundlage zur Therapie bei phonologischen Aspekten ist das Metaphonkonzept. Seltener kommen die Minimalpaartherapie und die phonologische Therapie zum Einsatz.

Fazit

Die oft langwierige Therapie der phonologischen Störung sollte konsequent umgesetzt und möglichst rechtzeitig vor Schulbeginn zumindest begonnen werden.

Denn Schwierigkeiten in diesem Bereich führen häufig zu Schriftspracherwerbstörungen.

Die Unterstützung der Eltern nach Vorgabe der Therapeuten führt maßgeblich zum Erfolg bei. 

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Autor: Friedrich Balzer

Friedrich Balzer hat im Jahr 2012 die erste logopädische Praxis in Köln eröffnet.

Mittlerweile sind die Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten der Logopädie Balzer an mehreren Standorten und Online für sie da.

Aktuell kümmert er sich um die Praxisorganisation, Administration und Verwaltung, während sein Team ausgebildeter Logopädinnen und Logopäden mit den Patienten arbeitet.

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