Sollten Kinder bilingual erzogen werden?

Sollten Kinder bilingual erzogen werden?

Friedrich Balzer
von Friedrich Balzer
16.09.2021

Das ist eine Frage, die ein Logopäde ab und zu mal hört. Deswegen finden Sie hier die Antwort darauf!

Wörtlich bedeutet bilingual: Zwei Sprachen umfassend. Wenn die Rede davon ist, dass Kinder bilingual erzogen werden sollen, dann ist das Aufwachsen eines Kindes mit zwei Muttersprachen gemeint.

Was spricht für die zweisprachige Erziehung?

Die frühe Sprachvermittlung beim zweisprachigen Erziehen ist die einfachste Option, wenn beide Eltern unterschiedliche Muttersprachen sprechen. Sie bildet die Basis für ein hohes Niveau an Sprachfertigkeit und bringt viele Vorteile mit sich.

Soweit die Theorie, schauen wir uns jetzt mal die Praxis an:

Grundsätzlich profitieren Kinder von der Zweisprachigkeit in der Regel. Wichtig ist aber, dass die Kinder die Sprache ohne bewusste Anstrengungen lernen. Die Vorteile spiegeln sich vielfältig wieder und die Vergangenheit hat gezeigt, dass Erwachsene, die zweisprachig aufgewachsen sind, beruflich und privat davon profitierten konnten.

Kinder lernen grundsätzlich leichter und schneller als Erwachsene. Sie springen mit Leichtigkeit zwischen den zwei unterschiedlichen Sprachen hin und her und trainieren dadurch auch ihre kognitiven Fähigkeiten.

Ist die zweite Sprache genauso präsent im Leben der Kinder, wie die erste Sprache, dann ist der Lernerfolg umso wahrscheinlicher. Daher sollten Eltern rechtzeitig besprechen, welche Gewichtung sie auf die jeweilige Sprache legen.

Im elterlichen Umfeld können die Kinder die Erfolge direkt wahrnehmen und lernen mit Spaß die zweite Sprache. Wenn sie von den Eltern gefördert werden und in beiden Sprachen Musik und Bücher anbieten und so viele Gelegenheiten wie möglich für beide Sprachen, dann entwickelt sich eine Lernfreude und das Kind ist motiviert weiter zu lernen.

Die Mehrsprachigkeit zeigt sich auch im weiteren beruflichen Leben als Vorteil. Weitere Sprachen werden deutlich leichter erlernt, grammatikalische Zusammenhänge besser erkannt und neues Vokabular schneller eingeprägt.

Zweisprachigkeit hat auch Einfluss auf Toleranz und soziale Kompetenzen. Das Verständnis für unterschiedliche Sprache bringt auch Verständnis für unterschiedliche Kulturen und Bräuche mit sich. Das Gespür für kulturelle Unterschiede in der globalen Welt von heute wird so schon früh eingeprägt.

Beruflich haben bilingual erzogene Kinder deutliche Vorteile bei der Berufswahl oder den Jobangeboten. Die Personalverantwortlichen wissen zu schätzen, dass die zwei erlernten Sprachen perfekt gesprochen werden und die kulturellen Hintergründe verstanden sind.

Was spricht gegen die zweisprachige Erziehung?

Von Nachteilen bei der bilingualen Erziehung kann man nicht wirklich sprechen. Vielmehr geht es hier um Besonderheiten die berücksichtigt werden müssen bzw. einige Herausforderungen im Blick behalten werden.

Eltern dürfen auf keinen Fall zu viel von Ihren Kindern erwarten. Druck auszuüben führt nur zur Lernverweigerung und gegebenenfalls sogar zu psychischen Beschwerden bei den Kindern.

Erst mit der Zeit werden die Kinder anfangen, sich in der fremden Sprache zu verständigen. Frühestens mit 4 oder 5 Jahren übernehmen die Kinder erfahrungsgemäß die ersten Sätze oder Wörter in der Fremdsprache.

Wird die zweite Sprache nur gelegentlich gesprochen und es gibt nur wenige Gelegenheiten die Sprache anzuwenden, dann ist es schwer für das Kind, die Sprache im Gehirn zu verankern.

In den ersten Jahren kommt es häufig zur Vermischung beider Sprachen. Dies ist völlig normal und ist kein Zeichen von Überforderung. Erst ab dem 4. Lebensjahr etwa nimmt das Kind eine bewusste Sprachtrennung vor.

Bilinguale Erziehung in der Schule

Neben der Tatsache, dass beide Eltern unterschiedliche Sprachen sprechen und dadurch ihr Kind zweisprachig erziehen, besteht auch außerhalb des Elternhauses die Möglichkeit zur bilingualen Erziehung.

Die frühe Sprachförderung und die zahlreichen Vorteile, die sich daraus für die Kinder ergeben, ist heute Teil der schulischen Erziehung und in manchen Bundesländern auch Teil der vorschulischen Erziehung.

In Kindergärten und sogar schon in einigen Kitas werden Kinder daher mit einer weiteren Sprache, neben Deutsch, in Berührung gebracht. Dies erfolgt meist spielerisch und ohne einen Lerndruck.

Fazit

Bei der bilingualen Erziehung im Elternhaus ist wichtig, dass konsequent beide Sprachen gesprochen und angewendet werden. Dabei darf in keinster Weise ein Lerndruck erzeugt werden oder zu hohe Erwartungen an das Kind gestellt werden.

Beachten Eltern die möglichen Risiken und fördern Ihr Kind ohne Druck, dann ist die zweisprachige Erziehung eine hervorragende Möglichkeit, das Sprachgefühl der Kinder zu fördern und ihnen eine sehr gute Basis für das spätere Berufsleben mit auf den Weg zu geben.

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Autor: Friedrich Balzer

Friedrich Balzer hat in 2012 die erste logopädische Praxis in Köln eröffnet.

Mittlerweile sind die Sprachtherapeuten der Logopädie Balzer in Solingen, Remscheid, Köln-Nippes und Flittard für sie da.

Aktuell kümmert er sich um die Praxisorganisation, Administration und Verwaltung, während sein Team ausgebildeter Logopädinnen und Logopäden mit den Patienten arbeitet.

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