Viele Erkrankungen kommen häufiger vor, ohne dass es bisher ausreichende Erkenntnisse über sie gäbe.
Das ist auch bei der Apraxie der Fall. Bisher wird diese muskuläre Sprechstörung nur bedingt verstanden. Es geht aber um eine neurologische Störung.
Bei dieser sind die Betroffenen nicht in der Lage, trotz normaler Muskeln bestimmte Bewegungen auszuführen.
Die Apraxie-Betroffenen können sich zum Beispiel nicht mehr bewusst und zielgerichtet bewegen. Sie sehen sich nicht in der Lage, eine Flasche oder das Essensbesteck aufzunehmen.
Die Wahrnehmung und die Sensomotorik sind offensichtlich, aber nicht gestört. Es mangelt auch nicht an Aufmerksamkeit oder Verständnis für das, was getan werden soll.
In anderen Fällen liegt eine sprachbezogene Apraxie vor.
Als Ursache der Apraxie wird meist eine linksseitige Hirnschädigung diagnostiziert. Eine mildere Form solcher Störungen wird als Dyspraxie bezeichnet.
Die Apraxie wird als eine Störung der motorischen Fähigkeiten beschrieben. Der Muskelapparat der Betroffenen ist jedoch voll funktionsfähig.
Trotzdem können die Betroffenen nicht das tun, was sie tun möchten: eine Flasche anheben und öffnen oder einen zusammenhängenden Satz sagen.
Die Medizin kennt eine Reihe von verschiedenen Apraxie-Formen. Bei der hauptsächlich auftretenden Apraxie können die Betroffenen ihre Muskeln nicht mehr willentlich einsetzen.
Die orofaziale Apraxie betrifft die gesamte Muskulatur, einschließlich der Gesichtsmuskulatur. Die Betroffenen können sich nicht die Lippen ablecken. Sie können nicht einmal mit den Augen zwinkern.
Die Apraxie kann mit einer Aphasie – also einem Sprechverlust – einhergehen. Bei manchen Betroffenen sind nur Arme und Beine betroffen. Weitere Apraxie-Formen betreffen nur die Augenlider oder Mundbewegungen, die zum Sprechen notwendig sind.
Bei einer Sprech-Apraxie sind die Betroffenen unfähig, die nötigen Mund- und Zungenbewegungen zum Sprechen zu nutzen. Sie möchten zwar etwas sagen, sind aber nicht in der Lage dazu. Die infrage kommende Muskulatur ist intakt.
Die Fachwelt kennt alleine zwei Formen der sprachbezogenen Apraxie: die in der Kindheit etablierte und die erworbene Apraxie.
Letztere kann Menschen jedes Alters betreffen.
Die Kindheits-Apraxie ist bereits bei der Geburt vorhanden.
Die betroffenen Kinder sind unfähig, Laute oder Worte zu formen. Ihr Sprachverständnis ist meist weitaus größer als ihre Sprechfähigkeit.
Tröstlich ist jedoch, dass die kindliche Apraxie durch eine gezielte Behandlung zu signifikanten Verbesserungen führt.
Eine Unterscheidung zwischen einer sprachbezogenen Apraxie und der Aphasie ist oft schwer zu treffen.
Der Grund: Beide Störungen können zeitgleich vorliegen.
Das bedeutet: Der Patient hat erhebliche Probleme, sich mit Worten zu äußern.
Dennoch sind geringfügige Unterschiede zwischen einer Apraxie und einer Aphasie festzustellen, auch wenn die Ursachen der Störung sich ähneln können.
Aphasiker haben Sprech- und Verständnisprobleme.
Sie haben Probleme, zu sprechen, zu lesen oder zu schreiben.
Das ist bei der Apraxie nicht der Fall – hier geht es um ein muskuläres Problem, obwohl die dafür zuständige Muskulatur intakt ist.
Bei einer sprachbezogenen Apraxie können die Betroffenen keine Silben zu Worten formen. Als Kleinkinder sprechen und brabbeln sie auffällig wenig. Lange und komplexe Wortbildungen sind erschwert.
Die korrekte Aussprache eines Wortes bedarf mehrerer Anläufe.
Manchmal schaffen die Betroffenen es bei einer sprachlichen Apraxie nicht, bestimmte Worte korrekt auszusprechen. Ein anderes Mal aber schon.
Die Betonung von Worten kann falsch sein. Vokale werden verzerrt. Konsonanten am Anfang und Ende von Worten werden verschluckt. Nonverbale Kommunikationsformen werden auffallend oft vorgezogen. Es wirkt auf Beobachter angestrengt, wenn die Betroffenen versuchen, ein bestimmtes Wort zu formen.
Die kindliche Apraxie tritt meist in Kombination mit einem limitierten Vokabular, mit Grammatik-Problemen, Schluck- oder Kauproblemen oder Tapsigkeit auf.
Die feinmotorischen Fähigkeiten wirken einschränkt. Als Ursache einer sprachbezogenen Apraxie gelten Hirnschädigungen im Sprachzentrum. Oft ist die Apraxie ein Hinweis auf Tumorbildungen, Gehirntraumata oder Schlaganfälle.
Warum manche Kinder mit einer Apraxie geboren werden, ist allerdings unklar.
Möglicherweise werden bestimmte Neurotransmitter-Signale blockiert.
Ob genetische oder andere Gründe ebenfalls oder in Beteiligung mit anderen Faktoren eine angeborene Sprach-Apraxie auslösen können, wird noch untersucht.
Bisher gibt es keine diagnostischen Mittel, um eine sprachbezogene Apraxie bei Neugeborenen festzustellen. Erst mit dem zweiten Lebensjahr der Kinder kristallisieren sich konkretere Hinweise darauf heraus.
Ohne eine Behandlung schwinden die Symptome nicht. Das ist bei der erworbenen Apraxie anders. Hier kommt es gelegentlich zu spontanen Heilungen.
Warum das so ist und unter welchen Bedingungen es dazu kommen kann, ist bisher nicht geklärt.
Immerhin stehen heutzutage verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. Ihre Effektivität ist jedoch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Wichtig ist, dass die persönlichen Bedürfnisse der Apraxie-Betroffenen bei der Behandlung berücksichtigt werden.
Kinder mit sprachbezogener Apraxie arbeiten meist dreimal die Woche mit einem Sprachtherapeuten; bei ihnen ist der direkte Kontakt zum Therapeuten wichtig.
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Zusätzlich können Eltern und Betreuer Zuhause weitere Übungseinheiten anbieten. Durch regelmäßiges Training wird die Sprechfähigkeit bei Kindern gefördert.
Die Behandlung der sprachgestörten Kinder zielt darauf ab, die Sprechfähigkeit und die dafür notwendige Muskelkoordination zu verbessern.
Das geschieht durch ständige Wiederholungen einzelner Worte sowie durch das Üben von korrekten Betonungen und richtiger Aussprache. Es wird trainiert, einzelne Worte zu einem Satz zusammenzufügen.
Rhythmisches Sprechen und Singen fließen in das Sprechtraining ein. Multisensorale Zugänge – beispielsweise die Arbeit mit einem Spiegel oder die Berührung der Lippen mit der Hand – erbringen weitere Erfolge.
Unter den Therapeuten werden aber auch Ansätze verfolgt, die den ergänzenden Einsatz von Zeichensprache favorisieren. Da die betroffenen Kinder oft nuscheln und schwer zu verstehen sind, kann das sinnvoll sein.
Ideal ist es, wenn die Kinder ein Zeichen anzeigen und zugleich mit dem Mund das Wort formen, welches sie sagen möchten.
Von der Zeichensprache profitieren auch Erwachsene, die an Sprach-Apraxie leiden. In manchen schweren Apraxie-Fällen werden auch technische und PC-gestützte Sprachsysteme eingesetzt. Entsprechende Sprach-Software nutzen auch ALS-Betroffene.
Leider gibt es bisher viel zu wenige klinische Studien, die die Effektivität verschiedener Behandlungsmethoden bei kindlicher Sprach-Apraxie zum Thema haben.
Einer der Gründe dafür könnte im Streit zwischen Experten liegen. Diese sind unterschiedliche Ansichten, was die Symptome und die Diagnostik von Apraxien angeht.
Friedrich Balzer hat im Jahr 2012 die erste logopädische Praxis in Köln eröffnet.
Mittlerweile sind die Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten der Logopädie Balzer an mehreren Standorten und Online für sie da.
Aktuell kümmert er sich um die Praxisorganisation, Administration und Verwaltung, während sein Team ausgebildeter Logopädinnen und Logopäden mit den Patienten arbeitet.