Heutzutage ärgern sich viele Menschen über gestandene Schauspieler. Diese nuscheln und lispeln, sodass Normalsterbliche sie kaum verstehen können. Früher absolvierten Schauspieler ein Sprechtraining, heute versteht man Jungschauspieler kaum.
Und männliche Darsteller nuscheln häufiger als weibliche – möglicherweise gilt Nuschelei a la Til Schweiger als persönlicher Stil. Aber eines fällt dann doch auf: Synchronsprecher nuscheln fast nie.
Was uns zu einer wichtigen Frage bringt:
Hinter Nuschelei können unterschiedliche Gründe stecken. Schüchternheit, thematische Unsicherheit, ein schlecht sitzendes Gebiss oder eine Hasenscharte sind mögliche Ursachen.
Mancher Nuschler bekommt beim Sprechen den Mund nicht auf. Anatomische oder muskuläre Gründe hat das nicht. Vielmehr ist das Nuscheln bei manchen Menschen eine Attitüde. Alternativ ist es manchmal unansehnlichen Frontzähnen zuzurechnen.
Wer andere dazu zwingt, x-mal nachzufragen, macht sich in der Regel keine Freunde. Die Ausschaltquote bei genuschelten TV-Dialogen ist deutlich höher als sonst.
Wenn zum Nuscheln noch Turbo-Sprechtempo kommt, versteht ein Teil der Zuhörer nur noch Bahnhof. Verwaschene, schwer verständliche Aussprache kann auch im Job zu Problemen führen.
Also: Was können Nuschler gegen ihre Sprechweise tun?
Wenn jemandem mehrfach Nuschelei vorgeworfen wurde oder ihm aufgefallen ist, dass er ständig etwas wiederholen muss, der sollte in sich gehen.
Um Nuschel-Probleme zu lösen, bedarf es längerer Zeit und ernsthafter Bemühung. Wer sich professionelle Hilfe wünscht, kann bei einem Logopäden nach Unterstützung fragen.
Oft ist es hilfreich, beim Sprechen Mitschnitte anzufertigen. Mit einem Diktafon oder dem Smartphone ist das möglich. Klingt man selbst in den eigenen Ohren leise und undeutlich, ist das Nuschel-Problem offensichtlich.
Damit ist ein Bewusstsein geschaffen. Die Schuldverschiebung auf andere, die angeblich schlecht hören, fällt flach. Von nun an weiß der Betroffene, dass er lauter sprechen und deutlicher artikulieren muss.
Schon beim Beginn eines Gespräches sollten Sie sich daran erinnern, dass Sie häufig nuscheln. Während des Sprechend können Sie sich darin üben, deutlicher zu sprechen und die Stimme einige Dezibel lauter einzustellen als sonst.
Zudem hilft es, Ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen. Öffnen Sie den Mund beim Sprechen weiter als üblich.
Kleine Übungssequenzen sind beim Einkaufen oder am Postschalter möglich. Hintergrund- und Nebengeräusche machen die Nuschelei zu einer Tortur für alle Beteiligten.
Einen Kaufwunsch wiederholen zu müssen, hält den Betrieb auf.
Mangelndes Selbstwertgefühl führt oft dazu, dass jemand sein Gegenüber nicht ansieht – man „murmelt etwas in seinen Bart“. Es bedarf allerdings keines echten Bartes, um nicht verstanden zu werden.
Das Gegenüber hat oft nicht einmal die Chance, einem Nuschler den geäußerten Wunsch von den Lippen abzulesen.
Also: Fester Blick nach vorne, deutliche Aussprache und ein Lächeln gratis sorgen für das gewünschte Verstehen.
Wer frei heraus sprechen kann, wirkt selbstbewusst und kompetent. Wer von anderen gehört werden möchte, sollte seine Stimme anheben und deutlich sprechen.
Um deutlich zu sprechen, müssen Atem und Stimme zusammen agieren. Atemlos und abgehackt klingt es, wenn Ihre Aufregung allzu sehr zu spüren ist. Es mangelt beim Sprechen an innerer Ruhe und Routine.
Nuschelei verrät Introvertiertheit, manchmal sogar Rücksichtslosigkeit. Niemand kann davon ausgehen, dass das Gegenüber Lust aufs Raten hat und die verstandenen Brocken zum Satzinhalt ergänzt.
Ruhig zu atmen und die Worte auf dem Atem fließen zu lassen, ist eine Kunst, die jeder üben kann.
Wenn alles mit den Mund- und Gesichtsmuskeln in Ordnung ist, können Sie diese Muskulatur bewusst trainieren.
Schneiden Sie eine Weile lang Grimassen. Üben Sie sprechen, während Sie Grimassen schneiden und den Mund unterschiedlich weit aufmachen.
Modulieren Sie dabei die Stimmhöhe und die Lautstärke. Nehmen Sie alles auf, um sich selbst zuzuhören.
Sie könnten vor der Übung einen kleinen Text vorlesen und diesen nach der Übung nochmals lesen.
Gibt es einen hörbaren Unterschied?
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Schauspieler mussten früher in der Ausbildung Sprechtraining machen. Dazu nahmen sie einen Weinkorken in den Mund und übten, trotzdem so deutlich wie möglich zu sprechen.
Während Sie das im geheimen Kämmerlein üben, verbessert sich die Nuschelei bald um einiges. Sie lernen nämlich, Ihre Mund- und Lippenbewegungen besser zu steuern.
Danach fällt Ihnen das freie Sprechen deutlich leichter.
Stellen Sie einen Stuhl einige Meter entfernt vor sich hin. Imaginieren Sie eine Ihnen wichtige Person darauf sitzend. Sie möchten dieser Person nun etwas erzählen.
Da es sich um jemanden handelt, der Ihnen enorm wichtig ist, legen Sie alle Schüchternheit ab. Adressieren Sie die Person mit der deutlichsten Aussprache, zu der Sie fähig sind.
Jeder andere, der Ihnen begegnet, verdient diese Aussprache nicht weniger.
Rücken Sie den Stuhl anschließend noch weiter weg. Sprechen Sie die imaginierte Person erneut an, diesmal lauter - aber ohne zu schreien. Sprechen Sie einfach nur deutlich.
Ein gutes Training der Gesichtsmuskulatur wird durch das üben sogenannter Zungenbrecher geleistet. Auch die Zunge ist ein muskulärer Verursacher von Nuschelei, weil sie untrainiert ist.
Die Konsonanten schlurren ineinander. Sie sind nicht mehr einzeln unterscheidbar. Anfang und Ende eines Wortes werden verschluckt.
Zungenbrecher werden anfangs sehr langsam und bewusst gesprochen. Das ist gutes Training für die Zunge. Später schaffen Sie es, die Sätze schneller aufzusagen.
Täglich ein wenig Zungentraining vor dem Sprechen kann hilfreich sein. Das Warm-up sollte unbeobachtet vor sich gehen. Viele Moderatoren, Schauspieler und Sänger machen solche Trainingsübungen vor jedem Auftritt.
Die Zunge ist ein Muskel, der die Aussprache entscheidend mitbestimmt. Zu Beginn können Sie auf unterschiedliche Weise lispeln, dann lallen.
Danach strecken Sie die Zunge Richtung Zähne mehrfach aus und ziehen sie wieder ein. Dann rollen Sie die Zunge im Mund - fünfmal rechts herum, fünfmal links herum.
Legen Sie sich ein geheimes Mantra zurecht. Damit ist ein selbstmotivierender kurzer Spruch gemeint – auch als Affirmation bekannt.
„Ich spreche deutlich!“ oder „Jeder versteht, was ich sage“ wären Beispielsätze, die Ihnen dabei helfen, Ihren Wunschzustand zu manifestieren.
Friedrich Balzer hat im Jahr 2012 die erste logopädische Praxis in Köln eröffnet.
Mittlerweile sind die Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten der Logopädie Balzer an mehreren Standorten und Online für sie da.
Aktuell kümmert er sich um die Praxisorganisation, Administration und Verwaltung, während sein Team ausgebildeter Logopädinnen und Logopäden mit den Patienten arbeitet.