Diese 15 Stimmübungen helfen bei Heiserkeit

Diese 15 Stimmübungen helfen bei Heiserkeit

Friedrich Balzer
von Friedrich Balzer
05.03.2022

Heiser zu sein, ist immer nervig. In diesem Artikel erfährst, was Heiserkeit überhaupt ist und welche Stimmübungen helfen können.

Erstmal schauen wir uns jedoch an, was es mit der Stimmstörung auf sich hat.

Definition und Ursachen der Heiserkeit

Heiserkeit ist eine Dysphonie (Stimmstörung), die durch eine raue, unreine oder belegte Stimme geprägt ist. Sie entsteht, sobald Stimmbänder nicht mehr frei schwingen können, was oftmals bei entzündeten Stimmlippen vorkommt.

Dies tritt z.B. im Falle einer akuten oder chronischen Laryngitis (Kehklopfentzündung) auf. 

Die möglichen Ursachen können entweder organisch oder nicht-organisch bedingt sein. Organisch bedingte Ursachen sind unter anderem Entzündungen verschiedenster Art (z.B. Infektionen der Atemwege wie Bronchitis) oder Allergien, gutartige Neubildungen (z.B. Stimmlippenpolypen), bösartige Neubildungen (z.B. Larynxkarzinom), Lähmungen der Stimmbänder, angeborene Fehlbildungen, Traumen durch Bronchoskopie /Intubation oder Noxen (Rauchen).

Auf der nicht-organischen Seite sind z.B. hypofunktionelle Heiserkeit (eine Schwäche der Kehlkopfmuskulatur mit unvollständigem Lippenschluss) oder psychogene Heiserkeit (Stimme tonlos mit Räuspern und stimmhaftem Lachen).

Funktionelle Dysphonien beschreiben Veränderungen des Stimmklanges ohne erkennbare organische Veränderung.

Weitere Ursachen können z.B. eine falsche Stimmtechnik, eine überlastete Stimme oder eine falsch belastete Stimmlippe sein. Aber auch z.B. Medikamente (wie Neuroleptika) oder hormonelle Veränderungen (während des weiblichen Zyklus, in der Pubertät ="Stimmbruch" oder der Menopause, diese sind in gewissem Rahmen natürlich normal).

Lese-Tipp: Tipps, um eine tiefere Stimme zu bekommen

Symptome der Heiserkeit

Dysphonien können hyper- oder hypofunktioneller Natur sein. Bei der Hyperfunktion klingt die Stimme heiser, gepresst, angestrengt und rau. Außerdem ist sie geprägt von einer meist erhöhten Stimmlage und einem eingeschränkten Stimmumfang. Schmerzen, ein Globusgefühl im Hals, ein vermehrter Räusperbedarf und Trockenheit kommen noch hinzu. Begleitsymptome können eine gestörte Atmung, undeutliche Artikulation und ein erhöhtes Sprechtempo sein.

Eine hypofunktionelle Dysphonie erkennt man an der Kraftlosigkeit und einem Hauchen im Stimmklang bzw. einer flachen Atmung und einer Muskelspannung, die herabgesetzt ist.

Die Diagnose geschieht durch einen HNO-Arzt im Rahmen einer phoniatrischen Untersuchung. Die Art der Therapie hängt ab von der zugrundeliegenden Störung und der Ursache.

Es gibt jedoch Stimmübungen, die Sie durchführen können, um Stimmermüdung vorzubeugen, ihre Stimme zu trainieren, die Stimmbänder wieder daran zu gewöhnen, frei zu schwingen und ihre Stimme gesund zu halten. Es wird eventuell auch empfohlen, je nach Ausmaß der Stimmbeeinträchtigung, einen Logopäden aufzusuchen.

Stimmübungen, die Sie jedoch zu Hause, bei gewöhnlicher Heiserkeit und ohne Weiteres durchführen können, werden im Folgenden vorgestellt.

Stimmübungen, die bei Heiserkeit helfen

Hinweis: Sie sollten sich Hilfe von einem Logopäden suchen, wenn „einfache Übungen“ nicht helfen.

Eine lockere Haltung ist sehr wichtig für eine gute Stimme. Stehen Sie z.B. nicht verkrampft da. Aber legen Sie sich z.B. auch nicht zu zusammengefaltet auf das Sofa. Ihre Stimme benötigt Raum, um sich zu entfalten. Das Ziel sind aufgelockerte, entspannte Muskeln.

Mögliche Lockerungsübungen:

  • Kreisen Sie ihren Kopf nach links und nach rechts.
  • Kreisen Sie ihre Schultern nach vorne und nach hinten, ohne die Arme zu heben.
  • Kreisen Sie ihre Arme abwechselnd nach vorne und hinten, zum Schluss kreisen Sie beide gleichzeitig.
  • „Zappelphilipp“: Schütteln Sie Arme und Oberkörper aus.

Nun kommen einfache Stimmübungen hinzu, um eine angenehme Position für Körper und Stimme zu finden und die Mundhöhle zu weiten. Außerdem erreichen Sie dadurch eine natürliche Atmung.

Stimmübungen:

Sie können ihre Übungen mit kräftigem Gähnen beginnen.

1. „Baum im Wind“: Heben Sie die Arme und atmen Sie auf „s“ aus, sprechen Sie beim Ausatmen ein langes „s“.

2. „Recken am Morgen“: Recken und Strecken Sie sich und sagen Sie dabei „wam“ und „wom“.

3. Singen Sie „O“ und beugen Sie dabei den Kopf von hinten nach vorne und wieder zurück, zur angenehmsten Lage.

4. Singen Sie „O“ und lassen Sie dabei den Körper mit hängenden Armen nach vorne und zur Seite schwingen und dann bringen Sie ihn wieder in die angenehme Ursprungsposition.

5. Kausilben: Führen Sie mit offenem Mund Kaubewegungen aus und sprechen Sie dabei kurze Silben, in denen „au“, „a“, und „u“ vorkommen: mjum, mjaum, u.ä. führt oft zum Gähnen, wodurch der Mundraum geweitet wird.

6. Gähnen: Dabei wird ihre Mundhöhle geweitet und es stellt sich ein Normalzustand der Atmung ein.

7. Lippenabhub: Heben Sie, wie auch kleine Kinder es tun, die Unterlippe mit dem Finger ab und sagen Sie „bababa“ sagen, dann sprechen Sie folgende Kombinationen ohne den Finger mit aufgeblähten Lippen: „bababa bobobo bububu“, „blablabla blobloblo blublublu“, „blamblamblam blomblomblom blumblumblum“, „bam bom bum“, „blam blom blum“ und „bla blo blu“.

8. Hauchendes Singen: Singen Sie für ca. ein bis zwei Minuten hauchend. Es sollte sehr sanft und leise durchgeführt werden. Verwenden Sie dabei „ha ho hu“.

9. Summen Sie eine leichte Melodie ihrer Wahl für eine Minute leise und sanft vor sich her. Wichtig sind bei den Übungen die lockeren Lippen, die bei jedem Anlaut aufgebläht werden sollen und dann locker aufspringen.

Der Körper sucht sich hier von alleine und ganz automatisch eine angenehme Stimmlage, die sog. Indifferenzlage. Die Stimme erfährt in diesem Tonbereich nur eine geringe Belastung und so wird eine optimale Klangqualität erreicht.

10. Zwerchfellspannung: Sprechen Sie mit etwas Körperspannung die Silben „pst“ und „ksch“. Sie können sich dabei vorstellen, wie Sie eine Gruppe zur Ruhe ermahnen und jemanden wegzuscheuchen.

11. Kausummen für weichen und lockeren Stimmklang: Sie können eine genüssliche Kaubewegung nachahmen, als würden Sie etwas Leckeres essen. Dabei können Sie ihre Stimme mitklingen lassen mit „Mmmm", „mjom“, „mjam“.

12. Für die Flexibilität der Stimme: Sie die folgenden Silben „do“, „re“, „mi“, „fa“, „so“ der Reihe nach singen. Halten Sie dabei jeden Ton ein bis zwei Sekunden, jedoch nicht länger als angenehm. Der Ton sollte auch nicht mit einem Schnappen nach Luft beendet werden müssen.

13. Sie können mit jeder Silbe eine kleine Tonleiter singen. Zuerst lassen Sie ihre Stimme immer höher werden, dann immer tiefer. Ihr Singen sollte nie anstrengend sein, lassen Sie es locker und leicht angehen.

14. Rufstimmübungen: Sie können folgende Silben und Worte rufen, wobei Sie darauf achten sollten, keine Anstrengung im Kehlkopf zu spüren oder hören. Die Kraft soll nämlich vom Zwerchfell, nicht vom Kehlkopf stammen.

Die Silben und Worte: „ho ho ho“, „ho ho hopp“, „komm komm komm“, „hey halt stopp“, „lass „so nicht“, „los jetzt“.

Wenn diese Übung ohne Kehlkopfdruck nicht möglich ist, kräftigen Sie zunächst ihr Zwerchfell mit den Übungen oben. Nach einigen Wochen Übung und Training, werden Ihnen diese Übungen aus dem Bauch bestimmt besser gelingen.

15. Transfer in Alltag: Stecken Sie Ihren Daumen zwischen ihre Zähne. Zählen Sie nun so deutlich wie möglich von eins bis 10. Dabei achten Sie darauf, nicht auf den Daumen zu beißen, sondern über den Daumen drüber zu artikulieren.

Nun sprechen Sie die ersten Sätze von z.B. einer imaginären Präsentation oder die imaginären Einleitungssätze eines Unterrichts zweimal mit dem Daumen im Mund und danach ohne den Daumen. Wenn Sie diese Übung präzise durchführen, sollten Sie nun eine deutliche Verbesserung des Stimmklangs und der Artikulation bemerken.

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Autor: Friedrich Balzer

Friedrich Balzer hat im Jahr 2012 die erste logopädische Praxis in Köln eröffnet.

Mittlerweile sind die Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten der Logopädie Balzer an mehreren Standorten und Online für sie da.

Aktuell kümmert er sich um die Praxisorganisation, Administration und Verwaltung, während sein Team ausgebildeter Logopädinnen und Logopäden mit den Patienten arbeitet.

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